Ein Röntgenbild zur Diagnostik vor Kieferorthopädie ist wichtig Quelle: pexels

Distraktionsosteogenese: Moderne Kieferknochenaufbau-Therapie bei großen Fehlstellungen

05. November 2025

Was ist die Distraktionsosteogenese?

Die Distraktionsosteogenese ist ein modernes Verfahren zum gezielten Aufbau und zur Verlängerung von Kieferknochen. Sie nutzt die natürliche Fähigkeit des Körpers, neuen Knochen zu bilden – und das ohne Knochentransplantate. Das Prinzip: Der Knochen wird sanft gedehnt, wodurch sich in der entstehenden Lücke neues Gewebe und Knochenmaterial bilden.

Ursprünglich aus der orthopädischen Chirurgie stammend, wird die Methode heute erfolgreich in der Kieferorthopädie und Kieferchirurgie eingesetzt. Sie kommt zum Einsatz, wenn herkömmliche kieferorthopädische Maßnahmen oder einfache Spangenkorrekturen nicht mehr ausreichen, etwa bei ausgeprägten Kieferdefiziten oder nach Unfällen.

Wann wird die Distraktionsosteogenese angewendet?

Das Verfahren eignet sich insbesondere bei:

stark verkürzten oder unterentwickelten Kieferabschnitten,

Asymmetrien zwischen Ober- und Unterkiefer,

Knochendefekten nach Zahnverlust, Trauma oder Operationen,

Vorbereitung auf Implantate bei unzureichender Knochenhöhe.

Gerade bei komplexen Fällen, in denen eine herkömmliche kieferorthopädische Behandlung an ihre Grenzen stößt, bietet die Distraktionsosteogenese eine funktionelle und zugleich ästhetische Lösung. Durch den gezielten Knochenaufbau lassen sich chirurgische Eingriffe deutlich schonender gestalten – oft sogar vermeiden.

Wie funktioniert die Distraktionsosteogenese?

Zu Beginn wird der betroffene Knochenabschnitt in einem kleinen chirurgischen Eingriff gezielt durchtrennt. Anschließend wird ein sogenannter Distraktor eingesetzt – ein spezielles Gerät, das die Knochenhälften über einen längeren Zeitraum langsam auseinanderbewegt.

Diese Dehnung beträgt meist nur Bruchteile eines Millimeters pro Tag, löst jedoch einen körpereigenen Heilungsprozess aus: Zwischen den Knochenenden bildet sich neues Knochengewebe. Dieser Vorgang dauert einige Wochen, danach stabilisiert sich der neu gebildete Knochen vollständig.

Während dieser Phase erfolgen regelmäßige Kontrollen in der Praxis von Dr. Barloi, um die Bewegung exakt zu steuern. Die Behandlung ist schmerzarm, da die Dehnung in sehr kleinen Schritten erfolgt.

Vorteile der Distraktionsosteogenese gegenüber klassischen Verfahren

Im Gegensatz zu herkömmlichen Knochenaufbau- oder Transplantationsmethoden nutzt die Distraktionsosteogenese ausschließlich das körpereigene Regenerationspotenzial. Das bedeutet: kein Fremdmaterial, keine Entnahmestelle und eine deutlich geringere Belastung für den Patienten.

Ein weiterer Vorteil ist die gleichzeitige Dehnung von Knochen, Muskeln, Schleimhaut und Blutgefäßen. Dadurch passt sich das umliegende Gewebe harmonisch an die neue Kieferform an, was die Stabilität und Ästhetik nachhaltig verbessert.

Zudem lässt sich die Therapie exakt steuern – die Dehnungsgeschwindigkeit, Richtung und Ausdehnung werden individuell an die anatomischen Voraussetzungen angepasst. So entsteht ein präzises, natürliches Ergebnis mit geringem Rückfallrisiko.

Behandlung und Nachsorge

Nach der operativen Einbringung des Distraktors beginnt die sogenannte Aktivierungsphase. In dieser Zeit wird das Gerät täglich oder alle zwei Tage leicht weitergestellt, um den Knochen schrittweise zu verlängern.

Ist die gewünschte Länge erreicht, folgt die Konsolidierungsphase: Der Distraktor bleibt für einige Wochen fixiert, damit sich der neu gebildete Knochen vollständig verfestigt. Anschließend wird das Gerät entfernt, und der Kiefer kann wieder normal belastet werden.

Begleitend werden regelmäßige Röntgen- oder 3D-Kontrollen durchgeführt, um die Knochenneubildung zu dokumentieren. Physiotherapeutische oder myofunktionelle Übungen können zusätzlich helfen, die neue Kieferposition zu stabilisieren und das funktionelle Gleichgewicht wiederherzustellen.

Für wen eignet sich die Distraktionsosteogenese?

Die Methode ist sowohl bei Jugendlichen als auch bei Erwachsenen anwendbar. Bei jüngeren Patienten nutzt sie das vorhandene Wachstumspotenzial, bei Erwachsenen ersetzt sie fehlende Knochenmasse gezielt durch Regeneration.

Besonders geeignet ist die Distraktionsosteogenese bei Patienten mit:

stark zurückliegendem Unterkiefer (Rückbiss),

schmalem oder zu kurzem Oberkiefer,

Fehlbildungen (z. B. nach Lippen-Kiefer-Gaumenspalten),

größeren Knochendefekten nach Zahnverlust oder Trauma.

Die Entscheidung für dieses Verfahren trifft Dr. Barloi nach einer detaillierten 3D-Diagnostik und individueller Funktionsanalyse.

Häufige Fragen zur Distraktionsosteogenese

Tut die Behandlung weh?
Nein, die Dehnung erfolgt in kleinen Schritten und wird regelmäßig kontrolliert.

Wie lange dauert der Knochenaufbau?
Je nach Ziel etwa 4 bis 8 Wochen aktive Phase plus mehrere Wochen Stabilisierung.

Bleibt der Distraktor dauerhaft im Kiefer?
Nein, er wird nach Abschluss der Behandlung vollständig entfernt.

Kann die Methode auch ästhetisch helfen?
Ja, durch die Korrektur der Kieferform harmonisiert sich häufig das Gesichtsprofil.

Fazit: Natürlicher Knochenaufbau für funktionelle Kieferkorrekturen

Die Distraktionsosteogenese ist eine moderne, schonende und biologisch wirksame Methode zur Verlängerung und Rekonstruktion von Kieferknochen. Sie ermöglicht präzise Kieferkorrekturen, verbessert die Funktion und sorgt für stabile ästhetische Ergebnisse – ganz ohne Knochenentnahme.

Wer mehr über diese innovative Technik erfahren oder eine individuelle Beurteilung wünscht, findet bei
Dr. Barloi in Schloß Holte-Stukenbrock
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