
Kieferfehlstellungen und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit – Mehr als nur Ästhetik
13. September 2025Einleitung
Viele Menschen denken bei Kieferfehlstellungen zunächst an schiefe Zähne oder ein weniger harmonisches Lächeln. Doch die Folgen gehen weit über die Ästhetik hinaus. Eine falsche Stellung des Ober- oder Unterkiefers kann gesundheitliche Beschwerden auslösen, die auf den ersten Blick gar nicht mit den Zähnen in Verbindung gebracht werden. Von Kiefergelenksproblemen (CMD) über Kopfschmerzen, Verspannungen bis hin zu Atemstörungen reicht die Bandbreite möglicher Auswirkungen.
In diesem Beitrag erklären wir, welche Arten von Kieferfehlstellungen es gibt, welche gesundheitlichen Konsequenzen sie nach sich ziehen können und warum eine frühzeitige Behandlung so wichtig ist.
Arten von Kieferfehlstellungen
Kieferfehlstellungen entstehen meist durch genetische Veranlagung, können aber auch durch äußere Faktoren wie Daumenlutschen, frühzeitigen Milchzahnverlust oder Unfälle verursacht werden. Die häufigsten Formen sind:
Überbiss (Distalbiss): Der Oberkiefer steht deutlich vor dem Unterkiefer.
Unterbiss (Mesialbiss): Der Unterkiefer ist nach vorne verschoben.
Kreuzbiss: Die Zähne des Oberkiefers greifen nicht korrekt über die des Unterkiefers.
Offener Biss: Zwischen Ober- und Unterkiefer bleibt beim Zubeißen eine Lücke.
Engstand: Zu wenig Platz im Kiefer, die Zähne stehen verschachtelt oder verdreht.
Jede dieser Fehlstellungen hat nicht nur ästhetische, sondern vor allem funktionelle Folgen.
Auswirkungen auf die Gesundheit
1. Kiefergelenksprobleme (CMD)
Eine falsche Bisslage belastet die Kiefergelenke. Patienten entwickeln Beschwerden wie:
Knacken oder Reiben im Kiefer
Schmerzen beim Kauen oder Sprechen
Ausstrahlende Kopf- und Nackenschmerzen
Diese Symptome werden unter dem Begriff Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) zusammengefasst. Unbehandelt können sie chronisch werden und die Lebensqualität massiv beeinträchtigen.
2. Auswirkungen auf die Atmung
Bestimmte Fehlstellungen verengen die Atemwege. Folgen können sein:
Schnarchen
Schlafapnoe (Atemaussetzer im Schlaf)
Chronische Müdigkeit
Konzentrationsprobleme
Vor allem ein zurückliegender Unterkiefer kann die Atemwege im Rachenbereich einengen und ernsthafte gesundheitliche Risiken hervorrufen.
3. Haltung und Muskulatur
Kiefer und Wirbelsäule sind enger verbunden, als viele denken. Eine Kieferfehlstellung verändert die Bisslage, wodurch sich die Kopfhaltung anpasst. Das kann zu Fehlbelastungen führen, die sich bis in Schulter, Rücken und Becken auswirken. Häufige Folgen sind:
Nacken- und Schulterverspannungen
Rückenschmerzen
Fehlhaltungen und muskuläre Dysbalancen
4. Verdauung und Ernährung
Eine ungenaue Zahnstellung erschwert das Kauen. Nahrung wird nicht ausreichend zerkleinert, was den Magen-Darm-Trakt zusätzlich belastet. Langfristig kann dies zu Verdauungsbeschwerden oder Mangelerscheinungen führen.
5. Sprachprobleme
Besonders bei offenem Biss oder Kreuzbiss können Laute nicht korrekt gebildet werden. Lispeln oder undeutliche Aussprache sind mögliche Folgen, die bei Kindern die schulische und soziale Entwicklung beeinträchtigen.
Psychische und soziale Auswirkungen
Neben den physischen Folgen dürfen die psychischen Aspekte nicht unterschätzt werden. Menschen mit deutlich sichtbaren Fehlstellungen leiden oft unter Selbstbewusstseinsproblemen. Das kann dazu führen, dass Betroffene ihr Lächeln verstecken oder sich in sozialen Situationen unsicher fühlen. Eine erfolgreiche Behandlung verbessert daher nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Lebensqualität und das Selbstwertgefühl.
Diagnostik: Wie Kieferfehlstellungen erkannt werden
Eine präzise Diagnose ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung. Sie erfolgt in mehreren Schritten:
Klinische Untersuchung: Sichtkontrolle von Zähnen und Bisslage.
Röntgenbilder und digitale Scans: Detaillierte Analyse von Kieferknochen, Zahnwurzeln und Stellung.
Funktionsanalyse: Prüfung der Kieferbewegung, Gelenkgeräusche und Muskelaktivität.
Interdisziplinäre Abklärung: Bei Verdacht auf Folgeerkrankungen (z. B. Schlafapnoe) Zusammenarbeit mit Fachärzten.
Behandlungsmöglichkeiten
Frühbehandlung bei Kindern
Eine rechtzeitige kieferorthopädische Therapie im Kindesalter kann Fehlstellungen gezielt lenken, da Kiefer und Zähne noch im Wachstum sind. Apparaturen wie Funktionskieferorthopädische Geräte (z. B. Aktivator) können das Wachstum positiv beeinflussen.
Behandlung im Jugendalter
Während der Pubertät lassen sich Zahn- und Kieferfehlstellungen besonders gut korrigieren. Hier kommen feste Zahnspangen, selbstligierende Brackets oder Aligner-Systeme zum Einsatz.
Behandlung im Erwachsenenalter
Auch Erwachsene können von einer Behandlung profitieren. Zwar ist das Kieferwachstum abgeschlossen, dennoch können Fehlstellungen mit modernen Methoden wie Invisalign oder Lingualspangen erfolgreich therapiert werden. In schweren Fällen kann eine Kombination aus Kieferorthopädie und Kieferchirurgie notwendig sein.
Prävention und Eigenverantwortung
Nicht jede Fehlstellung ist vermeidbar, doch Eltern können einiges tun, um Risiken zu reduzieren:
Abgewöhnung von Daumenlutschen und Nuckeln im Kleinkindalter
Frühzeitige Kontrolle beim Kieferorthopäden (empfohlen ab dem 6.–7. Lebensjahr)
Regelmäßige Zahnarztbesuche
Gesunde Ernährung zur Vermeidung von frühzeitigem Milchzahnverlust
Fazit
Kieferfehlstellungen sind weit mehr als ein ästhetisches Problem. Sie können zu erheblichen gesundheitlichen Beschwerden führen, die sich auf den gesamten Körper auswirken. Eine rechtzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend, um Folgeprobleme zu vermeiden und die Lebensqualität zu steigern.
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