
Kieferorthopädische Behandlung bei offener Bisslage
29. Juni 2025Kieferorthopädische Behandlung bei offener Bisslage: Ursachen, Therapie & Dauer
Was ist eine offene Bisslage?
Die offene Bisslage, auch als anteriorer offener Biss bekannt, bezeichnet eine Fehlstellung, bei der die oberen und unteren Frontzähne beim Zusammenbeißen keinen Kontakt haben. Es entsteht eine sichtbare vertikale Lücke zwischen den Schneidezähnen, während die Seitenzähne meist in okklusalem Kontakt stehen. Diese Fehlstellung ist nicht nur aus ästhetischer Sicht problematisch, sondern führt häufig zu funktionellen Einschränkungen.
Zu den typischen Symptomen gehören Schwierigkeiten beim Abbeißen und Kauen, Sprachstörungen wie Lispeln sowie eine gestörte Zungenlage. Auch eine chronische Mundatmung und ein offener Mundschluss in Ruhe können Folgen sein. Unbehandelt wirkt sich die offene Bisslage negativ auf das Wachstum des Gesichtsschädels aus und kann langfristig Kiefergelenksprobleme, Zahnwanderungen oder psychosoziale Belastungen hervorrufen.
Ursachen für eine offene Bisslage
Die Entstehung einer offenen Bisslage kann multifaktoriell bedingt sein:
- Parafunktionen (Habits): Dazu gehören Daumenlutschen, Lippenbeißen, Zungenstoß oder der übermäßige Gebrauch von Schnullern im Kleinkindalter. Diese Gewohnheiten können die vertikale Entwicklung des Frontzahnbereichs stören.
- Myofunktionelle Störungen: Eine falsche Zungenruhelage oder ein infantiles Schluckmuster (Zungenpressen) üben konstanten Druck gegen die Frontzähne aus und vergrößern die Lücke.
- Genetisch-skelettale Faktoren: Eine vertikal überentwickelte Kieferbasis kann ursächlich sein und bedarf besonderer therapeutischer Herangehensweise.
- Atemwegsprobleme: Eine chronische Mundatmung bei verlegter Nasenatmung (z. B. durch vergrößerte Mandeln oder Polypen) fördert eine unharmonische Gesichtsentwicklung.
- Nicht versorgte Milchzahnverluste oder Frühzahnschäden können zu asymmetrischer Belastung und kompensatorischen Zahnbewegungen führen.
Je früher solche Einflussfaktoren erkannt und korrigiert werden, desto einfacher verläuft die Therapie.
Diagnostik und individuelle Behandlungsplanung
In der Praxis Dr. Barloi beginnt jede Behandlung mit einer ausführlichen Diagnostik. Dazu zählen:
- Klinische Untersuchung der Kieferrelation, Zungenfunktion und Artikulation
- Digitale Abformung mittels 3D-Scanner und Röntgendiagnostik
- Analyse der Kiefermodelle und funktionsdiagnostische Tests
- Interdisziplinäre Abstimmung mit Logopädie, HNO-Heilkunde oder Osteopathie
Erst auf Basis dieser detaillierten Daten wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der das Zusammenspiel aus Zahnbewegung, Muskeltraining und ggf. kieferorthopädisch-chirurgischen Schritten berücksichtigt.
Welche Behandlungsmethoden kommen zum Einsatz?
Die Auswahl der Methode hängt vom Alter, dem Schweregrad und der Ursache ab:
- Frühbehandlung im Vorschulalter mit funktionskieferorthopädischen Geräten wie dem Aktivator oder der Vorschubdoppelplatte zur Wachstumslenkung und zur Abgewöhnung von Habits.
- Feste Zahnspangen im Jugend- oder Erwachsenenalter zur gezielten Achsenkorrektur, Schließung der vertikalen Lücke und Verankerung des Therapieerfolgs.
- Aligner-Systeme bei leichter bis mittlerer Ausprägung, insbesondere für Erwachsene mit guter Tragedisziplin.
- Myofunktionelle Therapie in Kooperation mit Logopäd:innen zur Umtrainierung der Zungen- und Lippenmuskulatur, um Rezidive zu vermeiden.
- Kombinierte chirurgische Therapie bei ausgeprägten skelettalen Formen, etwa durch Le-Fort-I-Osteotomie oder Bimax-OP im Erwachsenenalter.
Jede Therapie sollte die Ursache mitbehandeln, um stabile Ergebnisse zu sichern.
Dauer und Ablauf der Behandlung
Die Behandlungsdauer variiert individuell:
- Kinder mit Frühbehandlung: 12–18 Monate, häufig mit anschließender Haltephase
- Jugendliche mit fester Zahnspange: 18–30 Monate inklusive aktiver Therapie und Retention
- Erwachsene mit komplexen Fehlstellungen: Bis zu 36 Monate, ggf. zusätzlich OP-Vorbereitung und Nachsorge
Der Verlauf wird regelmäßig in der Praxis kontrolliert, ggf. angepasst und mit digitalen Zwischenanalysen dokumentiert. Die abschließende Retentionsphase ist essenziell: herausnehmbare oder festsitzende Retainer verhindern das Zurückwandern der Zähne.
Fazit
Die Behandlung einer offenen Bisslage erfordert Erfahrung, ein individuell angepasstes Konzept und interdisziplinäre Begleitung. Ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener – je früher interveniert wird, desto größer sind die Chancen auf ein stabiles und funktional belastbares Ergebnis. Die Praxis Dr. Barloi bietet dir eine ganzheitliche Betreuung mit modernen Verfahren und einem multiprofessionellen Ansatz für nachhaltige Erfolge in Funktion, Sprache und Ästhetik.