
Wann sollte mein Kind zum ersten Mal zum Kieferorthopäden?
09. April 2025Früh anfangen statt spät reagieren
Viele Eltern fragen sich irgendwann: Wann ist der richtige Zeitpunkt für den ersten Besuch beim Kieferorthopäden? Häufig wird damit gewartet, bis alle bleibenden Zähne durchgebrochen sind – doch das ist nicht immer ideal. Denn viele Fehlstellungen entstehen bereits im Milchgebiss oder im frühen Wechselgebiss und lassen sich im Kindesalter besonders gut beeinflussen. Frühzeitige Kontrollen helfen, potenzielle Probleme früh zu erkennen, rechtzeitig gegenzusteuern und die Wachstumsphase optimal zu nutzen.
Die Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie empfiehlt daher, Kinder zwischen dem 8. und 9. Lebensjahr erstmals kieferorthopädisch untersuchen zu lassen. In diesem Alter sind bereits viele bleibende Zähne vorhanden, aber das Kieferwachstum läuft noch aktiv – eine ideale Kombination, um mögliche Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen und ggf. mit einfachen Maßnahmen zu korrigieren.
Was passiert bei der ersten Untersuchung?
Der erste Termin beim Kieferorthopäden ist in der Regel ganz entspannt – für das Kind wie auch für die Eltern. Nach einem ersten Kennenlernen und einer kurzen Anamnese erfolgt eine klinische Untersuchung: Dabei werden Zahnstellung, Bissverhältnisse, die Lage von Ober- und Unterkiefer sowie mögliche funktionelle Auffälligkeiten beurteilt. Je nach Bedarf wird ein Röntgenbild erstellt, um z. B. die Lage der noch nicht durchgebrochenen Zähne zu beurteilen.
Ziel ist dabei nicht unbedingt, sofort mit einer Behandlung zu beginnen, sondern zunächst festzustellen, ob eine regelmäßige Kontrolle ausreicht oder ob eine Frühbehandlung notwendig sein könnte. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Kommunikation mit dem Kind: Die Atmosphäre sollte angstfrei und offen sein, damit der erste Kontakt positiv in Erinnerung bleibt.
Warum eine Frühbehandlung sinnvoll sein kann
In manchen Fällen zeigt sich schon beim ersten Termin ein frühzeitiger Behandlungsbedarf. Das ist beispielsweise der Fall bei:
Kreuzbiss: Wenn ein Unterkieferzahn über einen Oberkieferzahn beißt, kann das das Wachstum beeinträchtigen.
Protrusion (stark vorstehende Schneidezähne): Erhöhtes Risiko für Zahntrauma durch Stürze oder Unfälle.
Platzmangel: Wenn absehbar ist, dass bleibende Zähne nicht genügend Raum haben.
Frühzeitiger Milchzahnverlust: Kann zu Zahnwanderungen und Platzverlust führen.
Habits wie Daumenlutschen, Zungenpressen oder dauerhafte Mundatmung: Diese können langfristig das Kieferwachstum negativ beeinflussen.
In diesen Fällen kann eine sogenannte Frühbehandlung mit herausnehmbaren Geräten, funktionskieferorthopädischen Apparaturen oder sogar kleinen festen Spangen sinnvoll sein, um Fehlstellungen vorzubeugen oder abzumildern – oft mit erstaunlich wenig Aufwand.
Nicht jedes Kind braucht sofort eine Spange
Eltern sind verständlicherweise vorsichtig, wenn es um medizinische Eingriffe bei Kindern geht – und das ist auch richtig so. Wichtig zu wissen: Eine Vorstellung beim Kieferorthopäden bedeutet nicht automatisch eine sofortige Behandlung. Häufig ergibt sich, dass noch kein akuter Handlungsbedarf besteht, aber eine verlaufsorientierte Beobachtung sinnvoll ist.
So lassen sich spätere Behandlungen gezielter planen, vorbereiten und oft sogar vereinfachen. Die Entwicklung des Kiefers kann engmaschig beobachtet werden, sodass eventuelle Eingriffe dann erfolgen, wenn sie wirklich notwendig und zugleich am effektivsten sind.
Die Rolle des Kieferwachstums
Der kindliche Kiefer befindet sich in einem ständigen Umbauprozess – sowohl im Milchgebiss als auch während des Zahnwechsels. In dieser Phase können Kieferorthopäden durch gezielte Maßnahmen das Wachstum positiv beeinflussen. So lassen sich z. B. Asymmetrien, die sich sonst später verfestigen würden, frühzeitig ausgleichen. Auch ein Rückstand des Unterkiefers oder eine zu enge Zahnbogenform kann in dieser Phase deutlich leichter korrigiert werden als im Erwachsenenalter.
Diese gezielte Wachstumssteuerung ist bei Erwachsenen kaum noch möglich. Deshalb bietet die frühe Kontrolle – auch ohne akuten Behandlungsbedarf – einen klaren Vorteil.
Häufige Unsicherheiten aus Elternsicht
Eltern stellen oft Fragen wie:
„Was, wenn mein Kind noch nicht alle bleibenden Zähne hat?“
„Stört eine Spange in der Schule?“
„Wie teuer wird das?“
„Ist das nicht viel zu früh?“
Die klare Antwort lautet: Ein erster Termin ist keine Verpflichtung zur Behandlung, sondern dient der Orientierung. Auch wenn die Zähne noch nicht vollständig durchgebrochen sind, lässt sich anhand von Röntgenbildern und Befundaufnahmen gut abschätzen, wie die Entwicklung verläuft. Viele Kinder erhalten nach dem Ersttermin einfach einen Kontrollrhythmus (z. B. alle 6–12 Monate), damit die Entwicklung professionell begleitet wird.
Fazit – Der richtige Zeitpunkt bringt Klarheit und Sicherheit
Wer mit der kieferorthopädischen Kontrolle nicht zu lange wartet, gibt dem Kind die besten Chancen auf eine unkomplizierte, schonende und wirkungsvolle Behandlung – falls sie überhaupt nötig wird. Der erste Termin sollte idealerweise zwischen dem 8. und 9. Lebensjahr stattfinden, kann in besonderen Fällen aber auch früher angesetzt werden.
Ein früher Check beim Kieferorthopäden ist wie ein Gesundheits-TÜV für das Kieferwachstum – schmerzfrei, unkompliziert und richtungsweisend. Wenn du Klarheit möchtest, kannst du dich an die Praxis Dr. Barloi in Schloß Holte-Stukenbrock wenden und einen ersten Kontrolltermin vereinbaren.