
Wie funktioniert die Zahnbewegung mit Aligner oder Spange?
09. April 2025Bewegung im Kiefer – wie Zähne auf Kräfte reagieren
Auch wenn sie fest im Kiefer verankert erscheinen, sind Zähne keineswegs unbeweglich. Tatsächlich reagieren sie empfindlich auf äußere Kräfte – und genau dieses biologische Prinzip macht sich die Kieferorthopädie zunutze. Sowohl feste Zahnspangen als auch transparente Aligner arbeiten mit gezieltem Druck, um Zähne nachhaltig, aber kontrolliert in die gewünschte Position zu bringen.
Jeder Zahn ist über kleine Haltefasern – die sogenannten Sharpey-Fasern – mit dem umgebenden Knochen verbunden. Dieser Halteapparat, auch „Parodontium“ genannt, ist erstaunlich flexibel. Wird ein Zahn über längere Zeit leicht gedrückt, baut sich auf der einen Seite des Zahnes Knochen ab, auf der anderen wieder auf. Das Ergebnis: Der Zahn bewegt sich Stück für Stück in die gewünschte Richtung – ohne dass er dabei „geschoben“ wird, sondern weil sich sein Umfeld langsam verändert.
So funktioniert Zahnbewegung mit fester Spange
Bei der klassischen festen Zahnspange werden sogenannte Brackets auf jeden Zahn geklebt und mit einem Drahtbogen verbunden. Dieser Bogen ist aus einem flexiblen Material, das in seine ursprüngliche Form zurückkehren möchte – und dabei kontinuierlich Zug oder Druck auf die Zähne ausübt. Je nach Form und Spannung des Drahtes kann der Kieferorthopäde die Bewegungsrichtung exakt steuern: vorwärts, rückwärts, nach innen oder außen, rotierend oder aufrichtend.
Durch regelmäßige Nachstellungen wird die Kraft dosiert angepasst – nicht zu stark, um Schmerzen oder Schäden zu vermeiden, aber stark genug, um eine stabile, schrittweise Bewegung auszulösen. Dabei werden die biologischen Grenzen des Kieferknochens stets berücksichtigt. Moderne Spangensysteme ermöglichen heute eine sehr feine Steuerung, was Behandlungsdauer und Komfort erheblich verbessert hat.
Und wie funktionieren Aligner?
Aligner wirken nach einem ähnlichen Prinzip, allerdings mit einem anderen mechanischen Ansatz. Statt Brackets und Draht kommt hier eine Serie transparenter Kunststoffschienen zum Einsatz, die individuell auf das Gebiss angepasst werden. Jede Schiene weicht minimal von der vorherigen ab – meist nur um wenige Zehntelmillimeter. Dadurch entsteht gezielter Druck auf einzelne Zähne, die sich dadurch Schritt für Schritt an die Form der nächsten Schiene anpassen.
Wichtig für den Erfolg ist die konsequente Tragezeit: In der Regel müssen Aligner 20 bis 22 Stunden täglich getragen werden, damit die Zahnbewegung kontinuierlich abläuft. Die Planung erfolgt mithilfe von 3D-Scans und Software, die die gewünschte Endposition vorgibt. Alle paar Wochen erfolgt eine Kontrolle, bei der überprüft wird, ob der Zahnbewegungsplan eingehalten wird – oder ob Anpassungen nötig sind.
Aligner eignen sich besonders für leichte bis mittelschwere Zahnfehlstellungen. Bei komplexeren Bewegungen kann die Kombination mit zusätzlichen Hilfsmitteln notwendig sein – z. B. Gummizüge, sogenannte „Attachments“ oder interproximale Zahnreduktion (IPR), bei der Platz durch vorsichtiges Abschleifen zwischen den Zähnen geschaffen wird.
Wie lange dauert eine Zahnbewegung?
Die Geschwindigkeit der Zahnbewegung ist individuell unterschiedlich und hängt von mehreren Faktoren ab:
dem Alter der Patientin oder des Patienten
der Knochenstruktur
der Komplexität der Fehlstellung
der Art der Zahnbewegung (z. B. Kippung, Drehung, Verschiebung)
und nicht zuletzt von der Mitarbeit, etwa beim Tragen der Aligner oder bei der Einhaltung der Kontrolltermine.
Im Durchschnitt bewegt sich ein Zahn etwa 1 Millimeter pro Monat, wenn alle Bedingungen günstig sind. Eine vollständige kieferorthopädische Behandlung dauert daher – je nach Ausgangssituation – zwischen 12 und 36 Monaten. In der Praxis Dr. Barloi in Schloß Holte-Stukenbrock wird die Behandlungsdauer individuell geplant und regelmäßig angepasst.
Was spürt man dabei?
Die meisten Menschen spüren vor allem in den ersten Tagen nach dem Einsetzen einer neuen Spange oder dem Wechsel zu einem neuen Aligner eine gewisse Spannung oder einen leichten Druck. Das ist völlig normal und ein Zeichen dafür, dass die Zahnbewegung begonnen hat. Diese Beschwerden verschwinden in der Regel nach wenigen Tagen wieder – der Körper gewöhnt sich schnell an die Belastung.
Bei festen Zahnspangen kann es anfangs auch zu Druckstellen oder Reibung kommen, während Aligner manchmal ein Spannungsgefühl auf den Schneidezähnen erzeugen. Schmerzhaft ist die Behandlung in der Regel nicht – und falls doch, lassen sich Beschwerden meist durch einfache Mittel wie kühle Getränke, weiche Kost oder zahnärztliches Wachs lindern.
Biologische Prozesse, die wirken – aber Zeit brauchen
Die Kieferorthopädie arbeitet nicht gegen den Körper, sondern mit seinen natürlichen Umbauprozessen. Das macht die Behandlung so wirkungsvoll, aber auch so komplex. Die Zahnbewegung ist kein „Schieben mit Kraft“, sondern ein fein abgestimmtes biologisches Gleichgewicht: Druck führt auf einer Seite zur Knochenauflösung (Resorption), während auf der gegenüberliegenden Seite neuer Knochen gebildet wird (Apposition). Dieser Umbau geschieht in winzigen Schritten – und nur so, dass Zahn, Wurzel und Kiefer langfristig stabil bleiben.
Je gleichmäßiger und schonender die Kräfte wirken, desto nachhaltiger ist das Ergebnis. Deshalb sind moderne Spangen und Aligner so konstruiert, dass sie kontrollierte Kräfte einsetzen – nie zu viel, aber auch nicht zu wenig.
Fazit – Zahnbewegung ist Präzisionsarbeit im Körper
Ob mit festsitzender Zahnspange oder Aligner – die Bewegung von Zähnen ist ein fein abgestimmter Prozess, der Geduld, Fachwissen und individuelle Anpassung erfordert. Beide Systeme basieren auf derselben biologischen Grundlage, setzen aber unterschiedliche Techniken ein. Wer versteht, wie die Zahnbewegung funktioniert, kann auch besser einschätzen, warum regelmäßige Kontrollen, Tragedisziplin und eine gute Kommunikation mit der Praxis so wichtig sind.
In der Praxis Dr. Barloi erhältst du eine ausführliche Beratung, welche Methode zu dir passt – und wie die Zahnbewegung gezielt, sicher und effektiv gesteuert werden kann.