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Zahnspange für Kinder – was Eltern wissen sollten über Behandlung und Kosten

21. Juli 2025

Der richtige Zeitpunkt für eine Zahnspange

Eine Zahnspange für Kinder ist oft notwendig, um Zahnfehlstellungen zu korrigieren und eine normale Entwicklung des Kausystems zu gewährleisten. Der optimale Zeitpunkt für eine kieferorthopädische Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, insbesondere von der Art der Fehlstellung und dem Entwicklungsstand des Kindes. Grundsätzlich wird zwischen Frühbehandlung und Hauptbehandlung unterschieden.

Die erste kieferorthopädische Untersuchung sollte im Alter von etwa 6-7 Jahren stattfinden, auch wenn noch nicht alle bleibenden Zähne durchgebrochen sind. In diesem Alter können bereits Probleme erkannt werden, die eine frühe Intervention erfordern. Schwere Fehlstellungen wie Kreuzbisse oder extreme Überbisse sollten möglichst früh behandelt werden, um das weitere Wachstum positiv zu beeinflussen.

Die Hauptbehandlung findet meist zwischen dem 9. und 14. Lebensjahr statt, wenn die meisten bleibenden Zähne durchgebrochen sind. In dieser Phase kann das noch vorhandene Wachstum optimal genutzt werden. Der genaue Zeitpunkt hängt von der individuellen Entwicklung des Kindes ab, da nicht alle Kinder gleich schnell entwickeln.

Manchmal ist eine zweiphasige Behandlung sinnvoll: eine Frühbehandlung zur Korrektur schwerer Probleme, gefolgt von einer Hauptbehandlung zur Feineinstellung. Dies ermöglicht es, das Wachstum optimal zu nutzen und komplexere Eingriffe zu vermeiden.

Arten von Zahnspangen für Kinder

Es gibt verschiedene Arten von Zahnspangen, die für Kinder geeignet sind. Die Wahl hängt von der Art der Fehlstellung, dem Alter des Kindes und anderen individuellen Faktoren ab. Herausnehmbare Zahnspangen sind besonders bei jüngeren Kindern beliebt, da sie zum Essen und zur Zahnpflege entfernt werden können.

Funktionskieferorthopädische Geräte wie Aktivatoren oder Bionatoren werden hauptsächlich nachts getragen und nutzen die natürliche Muskelaktivität, um Zahn- und Kieferfehlstellungen zu korrigieren. Diese Geräte sind besonders bei Kindern mit Kieferfehlstellungen effektiv und können das Wachstum positiv beeinflussen.

Festsitzende Zahnspangen mit Brackets werden meist bei älteren Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Sie ermöglichen präzise Zahnbewegungen und sind bei komplexeren Fehlstellungen oft die beste Wahl. Moderne Bracket-Systeme sind kleiner und komfortabler als frühere Versionen.

Für ästhetisch bewusste Jugendliche gibt es mittlerweile auch Keramikbrackets oder durchsichtige Aligner. Diese sind weniger auffällig als herkömmliche Metallbrackets, können aber teurer sein und sind nicht für alle Arten von Fehlstellungen geeignet.

Häufige Zahnfehlstellungen bei Kindern

Die häufigsten Zahnfehlstellungen bei Kindern umfassen Engstand, bei dem nicht genügend Platz für alle Zähne vorhanden ist, sowie Über- und Unterbisse, bei denen die Zähne nicht korrekt aufeinandertreffen. Auch Kreuzbisse, bei denen einzelne Zähne falsch stehen, und offene Bisse, bei denen sich Front- oder Seitenzähne nicht berühren, sind häufig.

Viele Fehlstellungen haben genetische Ursachen und sind daher familiär gehäuft. Wenn Eltern Zahnfehlstellungen hatten, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch die Kinder betroffen sind. Andere Ursachen können schädliche Gewohnheiten wie Daumenlutschen, vorzeitiger Verlust von Milchzähnen oder Störungen der Nasenatmung sein.

Manche Fehlstellungen sind nur ästhetischer Natur, andere können funktionelle Probleme verursachen. Schwere Fehlstellungen können das Kauen, Sprechen oder die Atmung beeinträchtigen und sollten daher behandelt werden. Auch das Risiko für Karies und Zahnfleischerkrankungen kann bei Fehlstellungen erhöht sein, da die Zahnreinigung erschwert ist.

Die Bewertung erfolgt nach dem sogenannten KIG-System (Kieferorthopädische Indikationsgruppen), das die Schwere der Fehlstellung in fünf Grade einteilt. Nur bestimmte Schweregrade berechtigen zur Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen.

Behandlungsablauf und Dauer

Die Behandlung beginnt mit einer ausführlichen Untersuchung und Diagnostik. Dazu gehören Röntgenaufnahmen, Abdrücke oder digitale Scans der Zähne sowie eine Funktionsanalyse. Diese Unterlagen dienen der Behandlungsplanung und Kostenvoranschlägen.

Nach der Diagnostik wird ein individueller Behandlungsplan erstellt, der die Art der Apparatur, die voraussichtliche Behandlungsdauer und die Kosten umfasst. Eltern und Kind sollten ausführlich über die geplante Behandlung aufgeklärt werden, bevor sie ihre Zustimmung geben.

Die eigentliche Behandlung beginnt mit dem Einsetzen der Zahnspange. Bei herausnehmbaren Geräten erhalten die Eltern ausführliche Anweisungen zur Handhabung und Pflege. Bei festsitzenden Spangen wird erklärt, worauf beim Essen und bei der Mundhygiene zu achten ist.

Während der Behandlung sind regelmäßige Kontrolltermine notwendig. Bei herausnehmbaren Geräten finden diese meist alle 6-8 Wochen statt, bei festsitzenden Spangen alle 4-6 Wochen. Die Termine sind wichtig, um den Fortschritt zu überwachen und die Apparatur anzupassen.

Die Behandlungsdauer variiert je nach Art und Schwere der Fehlstellung. Einfache Fälle können in 12-18 Monaten behandelt werden, komplexere Behandlungen dauern oft 2-3 Jahre. Nach der aktiven Behandlung folgt eine Retentionsphase, in der die Zähne in ihrer neuen Position stabilisiert werden.

Kosten und Finanzierung

Die Kosten für eine Zahnspange variieren erheblich je nach Art der Behandlung und verwendeten Materialien. Bei Kindern und Jugendlichen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für eine Standardbehandlung, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Dies gilt für Fehlstellungen der KIG-Grade 3-5.

Eltern müssen zunächst 20% der Kosten als Eigenanteil zahlen, erhalten diesen aber nach erfolgreichem Behandlungsabschluss zurück. Zusätzliche Leistungen wie ästhetische Brackets oder besondere Materialien müssen selbst bezahlt werden.

Private Zusatzversicherungen können einen Teil der Kosten übernehmen, die über die Kassenleistung hinausgehen. Diese sollten idealerweise abgeschlossen werden, bevor eine Behandlungsnotwendigkeit festgestellt wird.

Für Familien mit geringem Einkommen gibt es Härtefallregelungen, die eine vollständige Kostenübernahme ermöglichen können. Auch Ratenzahlungen sind meist möglich, um die finanzielle Belastung zu verteilen.

Bei Erwachsenen ist die Kostenübernahme durch die Krankenkassen sehr begrenzt und nur bei extremen Fehlstellungen möglich. Hier müssen die Kosten meist vollständig selbst getragen werden.

Mundhygiene und Pflege

Die Mundhygiene ist während einer kieferorthopädischen Behandlung besonders wichtig, da Zahnspangen die Reinigung erschweren können. Bei herausnehmbaren Geräten sollten diese täglich gereinigt werden, am besten mit einer weichen Zahnbürste und milder Seife oder speziellen Reinigungstabletten.

Festsitzende Zahnspangen erfordern eine intensivere Zahnpflege. Spezielle Zahnbürsten, Interdentalbürsten und Mundspülungen sind notwendige Hilfsmittel. Die Zahnreinigung dauert länger als ohne Zahnspange, ist aber entscheidend für die Gesundheit der Zähne.

Professionelle Zahnreinigungen beim Zahnarzt sind während der Behandlung besonders empfehlenswert. Diese können hartnäckige Beläge entfernen, die mit der häuslichen Pflege nicht erreicht werden. Viele Kieferorthopäden arbeiten eng mit Zahnärzten zusammen, um optimale Mundhygiene sicherzustellen.

Die Ernährung muss bei festsitzenden Zahnspangen angepasst werden. Harte, klebrige oder sehr zuckerhaltige Lebensmittel sollten vermieden werden, da sie die Brackets beschädigen oder Karies verursachen können. Eine Liste mit empfohlenen und zu vermeidenden Lebensmitteln hilft bei der Umstellung.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Die größte Herausforderung bei der Behandlung von Kindern ist oft die Mitarbeit. Besonders bei herausnehmbaren Geräten ist die konsequente Tragezeit entscheidend für den Erfolg. Eltern müssen ihre Kinder motivieren und kontrollieren, ohne zu streng zu werden.

Belohnungssysteme können hilfreich sein, um die Motivation aufrechtzuerhalten. Kleine Belohnungen für gute Mitarbeit oder erreichte Meilensteine können Kinder motivieren. Wichtig ist, dass die Belohnungen angemessen sind und nicht übertrieben werden.

Soziale Probleme können auftreten, wenn Kinder wegen ihrer Zahnspange gehänselt werden. Eltern sollten ihre Kinder darauf vorbereiten und ihnen Strategien an die Hand geben, um mit solchen Situationen umzugehen. Oft hilft es, wenn das Kind versteht, warum die Behandlung wichtig ist.

Schmerzen oder Unbehagen sind besonders in den ersten Tagen nach dem Einsetzen oder Nachstellen der Zahnspange normal. Schmerzmittel können kurzfristig helfen, und weiche Nahrung erleichtert das Essen. Die meisten Beschwerden verschwinden nach wenigen Tagen.

Notfälle wie gebrochene Brackets oder herausgefallene Drähte können auftreten. Eltern sollten wissen, was in solchen Situationen zu tun ist und wie sie Erste Hilfe leisten können. Ein Notfallset mit orthodontischem Wachs sollte immer verfügbar sein.

Langfristige Ergebnisse und Nachsorge

Eine erfolgreiche kieferorthopädische Behandlung führt zu geraden Zähnen, einer verbesserten Kaufunktion und einem schönen Lächeln. Die meisten Kinder sind nach Abschluss der Behandlung sehr zufrieden mit dem Ergebnis und dankbar für die durchgestandene Zeit.

Die Retention nach der aktiven Behandlung ist entscheidend für den langfristigen Erfolg. Retainer müssen oft jahrelang getragen werden, um ein Zurückwandern der Zähne zu verhindern. Die Compliance in der Retentionsphase ist genauso wichtig wie während der aktiven Behandlung.

Regelmäßige Nachkontrollen sind auch nach Behandlungsende wichtig. Veränderungen können noch Jahre später auftreten, besonders wenn Weisheitszähne durchbrechen oder sich die Gesichtsmuskulatur verändert.

Die Investition in eine kieferorthopädische Behandlung zahlt sich meist langfristig aus. Neben den ästhetischen Vorteilen können auch gesundheitliche Probleme vermieden werden. Gerade Zähne sind einfacher zu reinigen, wodurch das Risiko für Karies und Parodontitis reduziert wird.

Eine Zahnspange für Kinder ist heute eine bewährte und sichere Behandlungsmethode. Mit der richtigen Vorbereitung, Aufklärung und Betreuung können die meisten Zahnfehlstellungen erfolgreich korrigiert werden. Wichtig ist, den richtigen Zeitpunkt zu wählen und eine erfahrene Praxis zu finden, die sich auf die Behandlung von Kindern spezialisiert hat.

Wenn Sie Fragen zur kieferorthopädischen Behandlung Ihres Kindes haben oder eine Beratung wünschen, kontaktieren Sie uns gerne über unsere Kontaktseite für ausführliche Informationen.