
Kieferorthopädie bei empfindlichen Patienten – Behandlung bei Reizempfindlichkeit
09. April 2025Wenn schon der Gedanke an die Spange unangenehm ist
Nicht alle Menschen gehen entspannt mit dem Thema Zahnspange um – und das liegt nicht nur an optischen Aspekten. Manche Patient:innen reagieren besonders sensibel auf Berührungen, Druck oder Veränderungen im Mundraum. Ob durch niedrigere Schmerzschwelle, empfindliches Zahnfleisch, frühere schlechte Erfahrungen oder psychosomatische Reaktionen: Reizempfindlichkeit ist ein echtes Thema in der Kieferorthopädie und sollte ernst genommen werden. Wichtig ist, dass diese Empfindlichkeit weder ein Ausschlusskriterium noch ein Hindernis darstellt – sondern ein Faktor, der in der Behandlung berücksichtigt werden kann.
In der modernen Kieferorthopädie stehen verschiedene Wege zur Verfügung, um sensiblen Patient:innen eine sanfte und individuell abgestimmte Therapie zu ermöglichen. Eine gute Aufklärung, ein vertrauensvolles Umfeld und die Bereitschaft, den Behandlungsplan flexibel anzupassen, sind dabei zentrale Bausteine.
Ursachen für Reizempfindlichkeit – vielfältig und individuell
Die Gründe, warum Menschen empfindlich auf kieferorthopädische Maßnahmen reagieren, sind vielseitig. Einige reagieren körperlich besonders stark auf Druck oder Temperaturunterschiede, andere haben Angst vor Schmerzen oder Kontrollverlust. Auch eine verstärkte Wahrnehmung im Mundraum, z. B. durch neurologische Besonderheiten oder frühere Verletzungen, kann eine Rolle spielen.
Nicht selten äußert sich die Reizempfindlichkeit bereits bei der Anprobe von Abdrücken, bei der Erstberatung oder beim Einsetzen der Spange. Dabei ist die Empfindung immer subjektiv – was für den einen unangenehm ist, kann für den anderen problemlos sein. Umso wichtiger ist es, diese Empfindungen ernst zu nehmen und nicht zu bagatellisieren.
Sanfte Behandlungsmöglichkeiten bei Zahnkorrekturen
Empfindliche Patient:innen profitieren von einer schrittweisen Herangehensweise. Bei festen Zahnspangen kann mit besonders weichen, dünnen Anfangsbögen gearbeitet werden, die nur geringe Kräfte auf die Zähne ausüben. So gewöhnt sich der Mundraum langsam an die Veränderungen, ohne sofortem Druck oder Schmerz ausgesetzt zu sein. Auch regelmäßige, kürzere Kontrollintervalle können helfen, das subjektive Sicherheitsempfinden zu stärken und früh auf Beschwerden zu reagieren.
Für viele ist auch die Behandlung mit Alignern eine interessante Alternative. Die transparenten Schienen liegen sanft auf den Zähnen, sind herausnehmbar und üben gleichmäßigen, gut steuerbaren Druck aus. Bei guter Verträglichkeit kann so eine besonders schonende Zahnbewegung erfolgen – allerdings nur, wenn das Aligner-System zur Ausgangssituation passt.
Kommunikation ist der Schlüssel
Ein zentraler Aspekt bei der kieferorthopädischen Behandlung empfindlicher Patient:innen ist das Gespräch. Nur wenn die behandelnden Fachpersonen genau wissen, wo Empfindlichkeiten bestehen, können sie darauf eingehen. Schon bei der Erstberatung sollte Raum für individuelle Bedürfnisse geschaffen werden – ganz gleich, ob es um körperliche Empfindlichkeit, Ängste oder spezielle Begleiterkrankungen geht.
Viele Sorgen lassen sich bereits durch einfache Maßnahmen entschärfen: eine ausführliche Erklärung jedes Behandlungsschritts, das Mitentscheiden über das Tempo der Behandlung oder kleine Pausen während längerer Sitzungen. Auch Tipps für zu Hause, wie das Auftragen von Zahnwachs, die Nutzung schmerzlindernder Spülungen oder einfache Entspannungsübungen, können den Alltag erleichtern.
Psychologische Aspekte berücksichtigen
Manche Patient:innen bringen nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Empfindlichkeiten mit – etwa in Form von Zahnarztangst, traumatischen Erfahrungen oder sensorischen Besonderheiten. Auch hier gilt: Eine respektvolle, offene Haltung und ein individuell angepasstes Vorgehen sind entscheidend. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, begleitend psychologische Unterstützung hinzuzuziehen oder spezielle Behandlungstechniken mit reduzierten Reizen anzuwenden.
Empfindlich zu sein bedeutet nicht, schwach zu sein – sondern, dass der eigene Körper genauer „meldet“, was ihn stört. Mit professioneller Begleitung lassen sich diese Hinweise gut in die Behandlung integrieren.
Fazit – Zahnspangenbehandlung ist auch bei Empfindlichkeit möglich
Auch bei erhöhter Reizempfindlichkeit ist eine kieferorthopädische Behandlung nicht nur machbar, sondern häufig sehr erfolgreich. Mit einer sensiblen Herangehensweise, einem angepassten Tempo und viel Kommunikation können auch sensible Patient:innen ihre Zahnstellung verbessern – ohne unnötigen Stress oder Schmerzen. Wer sich gut aufgehoben fühlt und seine Bedürfnisse offen mitteilen kann, wird feststellen: Eine Zahnspange muss nicht unangenehm sein – sondern kann mit Geduld, Vertrauen und Fachwissen sogar zur persönlichen Erfolgsgeschichte werden. Eine Beratung – zum Beispiel in der Praxis Dr. Barloi in Schloß Holte-Stukenbrock – kann der erste Schritt zu einer entspannten Behandlung sein.